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Trauriger Abschied von Mustafa A. (17)

Er starb für seinen Mut


Sarg von Mustafa (17), Trauerzug (Quelle: Sabine Overbeck)
GDN - Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt. “Gerechte unter den Völkern.“

“Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte“, heißt es in einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, dem Talmud. Aber auch der Koran sagt dieses sinngemäß aus.
400 Trauergäste vor der Moschee
Quelle: Sabine Overbeck
Am Dienstag verlor Mustafa A. - 17 Jahre jung - beim Versuch, einen Obdachlosen (44) vom Gleisbett an der Frankfurter Ostenstraße zu helfen und zu retten, sein eigenes junges Leben. Der Obdachlose hatte nach Angaben der zuständigen Polizei einen Alkoholwert von 2,6 Promille. Der betrunkene Obdachlose überlebte durch das beherzte und selbstlose sofortige Handeln durch Mustafa A. Es sind über 400 Menschen, die zur Trauerfeier vor der Moschee in der Gärtnerstraße eingetroffen sind, um Abschied von Mustafa zu nehmen und ihm die letzte große Ehre erteilen möchten. Die Trauerfeier findet überwiegend in türkischer Sprache statt, die aber durch verzweifeltes Weinen und menschliche emotionale Reaktionen die ganze Tragweite dieser furchtbaren Tragödie einen sprachlos stimmt.
Der jetzt tote Deutsch-Türke Mustafa A. zeigte nicht nur Mut, sondern auch Zivilcourage, was ihn dennoch sein sehr junges Leben gekostet hat. Der gebürtige Hanauer wollte unbedingt sein Abitur machen und hatte große Pläne, aus seinem jungen Leben etwas Positives zu gestalten.

Mustafa war ein emotionaler Mensch, setzte sich für eine gleichberechtigte Gesellschaft ein und wollte gerne Chemie studieren, so berichten Freunde von Mustafa. Dafür absolvierte er schon in Frankfurt ein Praktikum. Der Onkel von Mustafa, Her Yasin Kurt (31) ist nach Informationen von “Bild“ nicht nur traurig, sondern auch wütend: “Wieso haben nicht mehr Menschen vom Bahnsteig geholfen? Vielleicht wären dann alle rechtzeitig aus dem Gleis gekommen“ (Quelle: Bild).
Mustafa A.
Quelle: Screenshot Youtube
Das Erschreckende an dieser Tragödie ist auch die Tatsache, dass viele Herumstehende nichts getan haben, außer ihre Smartphones zu benutzen um das ganze Drama zu filmen und in sozialen Netzwerken wie Facebook zu veröffentlichen. Die Polizei und Staatsanwaltschaft ist nun gefordert, unverzüglich Ermittlungsverfahren gegen die Personen einzuleiten, die jegliche Hilfe unterlassen und stattdessen Videos veröffentlicht haben. Aber auch die Bundesbahn muss entsprechend zur Rechenschaft gezogen werden, weil angeblich keine Notrufsäule vor Ort war oder eine Videokamera diesen Gleisabschnitt erfasst hat. Mustafa verdient mehr als Anerkennung, er verdient Aufklärung und tiefen Dank von Deutschland für seine Zivilcourage.
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